Kommentar: Alles spielt verrückt wegen Günter Grass?! oder „Meine Meinung zum Antisemitismus“

Hallo,

ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin momentan ein klein wenig verwirrt, warum denn alle einen solchen Aufstand machen. Es geht um Günter Grass und sein Gedicht  „Was gesagt werden muss“, welches am 4. April in der Süddeutschen Zeitung erschienen ist und seitdem weltweit eine Kontroverse verursacht hat, die ich nicht wirklich nachvollziehen kann. Vielleicht verirrt sich ja zufälligerweise ein Leser auf dieser Seite, der für ein wenig Licht in diesem Dunkel sorgen kann.

Für all jene, welche die letzten Tage in Nordkorea auf dem Mond verbracht haben, also einem Ort, der komplett von der weltweiten Berichterstattung abgeschnitten ist, eine kurze Erklärung.
Der Literaturnobelpreisträger Günter Grass bezieht sich in seinem Gedicht kritisch auf das Verhalten Israels. Diese sind, eigenen Angaben nach, seit mehreren Monaten am abwägen, ob ein Angriff auf die iranischen Atomanlagen notwendig sei. Grass bezeichnet Israel dabei als Weltfrieden gefährdende Atommacht und kritisiert auch noch eine U-Boot Lieferung Deutschlands an Israel. In allen möglichen Feuilletons liest man nun von Menschen, die sich über dieses Gedicht aufregen, Grass als Antisemiten bezeichnen und sein Gedicht mit Hitler-Reden vergleichen.
Grass war zwar Mitglied der Waffen-SS, doch kann man ihm, meiner Meinung nach, doch keinen Antisemitismus vorwerfen. Er kümmert sich einfach um den Weltfrieden und ich gebe ihm Recht. Ich bin bei Weitem kein Judenhasser, ich wüsste auch überhaupt nicht warum.

Als 16-jähriger habe ich mit dem Nationalsozialismus genauso viel zu tun wie jeder andere Mensch auf dem Planeten, ich bin dafür NICHT verantwortlich! Was kann ich denn dafür, dass die Menschen damals so außer Kontrolle geraten sind und dass dies in Deutschland seinen Anfang genommen hat. Dafür kann man vielleicht meinen Großvater verantwortlich machen, der noch im Krieg war. Doch wie lange sollen wir uns als Schoßhund Israels präsentieren? Ich fühle mich als Deutscher völlig unbeteiligt an den Verbrechen des Nazionalsozialismus. Mein Ur-Großvater ist auch durch deutsche Soldaten im ersten Weltkrieg umgekommen, ich habe Auschwitz besucht. Ich fühle Mitleid und Trauer, doch keinen Scham.

Und wenn jemand ein Gedicht veröffentlicht, dann soll er dies tun!
Vielleicht hat ein wenig über die Strenge geschlagen, doch ein derartiges Medienecho hat mich wirklich überrascht!
Ich kann da keinen Antisemitismus erkennen, vielleicht bin ich einfach zu jung und ungebildet.
Wenn ich irgendjemanden mit diesem Beitrag verletzten sollte, dann ist das auf keinen Fall in irgendeiner Weise meine Absicht. Ich stelle hier einfach nur meine Meinung heraus, diese soll in keiner Weise hetzerisch oder ähnlich sein.
Ich werbe einfach nur für eine komplett gleichberechtigte Welt, in der sich nicht irgendwelche Generationen für eine Vergangenheit verantworten müssen, an der sie unschuldig sind!

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4 Gedanken zu „Kommentar: Alles spielt verrückt wegen Günter Grass?! oder „Meine Meinung zum Antisemitismus“

  1. axel sagt:

    Gefällt mir – ich bin schon etwas älter, aber denke seit meinem 16. Lebensjahr ähnlich, Eine gleichberechtigte Welt (wo Iran und Israel, Russland und USA, China und Brasilien) gleiche Rechte haben, wie alle andere Länder und Menschen. Leider gibt es Lügen und Verleumdungen auf allen Seiten, z. B. die sog. „existentielle Bedrohung“ Israels – schau Dir dazu mal den Film „Defamation“ an http://www.youtube.com/watch?v=TOUlJLrQ3sQ (gibts auch irgendwo mit deutschen UT). Israel politsche Führung benötigt die permanente Bedrohungslegende und konstruiert diese. Jeder, der versucht, z. B. die sog. Bedrohung durch Iran, Hamas, Hisbullah, Fatah o. a. kritisch zu hinterfragen, wird „gebasht“ – dazu unterhält die isr. Regierung eine sog. „Hasbara“-Abteilung, die weltweit agiert und pro-zionistische Propaganda betreibt.

    • Admin sagt:

      Hi, ich Finde gut, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine bin, deinen Filmtip werde ich mir zu Herzen nehmen und mir dafür bald Zeit nehmen.

      Ich komme einfach nicht damit zurecht, dass wir uns bis heute für unsere Vergangenheit rechtfertigen müssen.

      Ich habe doch nie ein Wort gegen einen anderen Menschen erhoben und schon gar nicht eine Waffe, also wieso werde ich darauf reduziert, ein „Deutscher“ zu sein?!

    • Antonius Theiler geb. 1941 sagt:

      An alle die nichts böses im Kopf haben, gebrauchen sie bitte nicht das Wort antisemitisch.

      „Anti semit isch“

      Semiten, im 18. Jahrhundert entstandener Begriff, der aufgrund der biblischen Völkertafel (1. Mose 10) eine Reihe von Völkern als Träger einer gemeinsamen Sprache (»Semitisch«) bezeichnet. Danach gingen von Semiten 26 Völker aus, u. a. Elamiter, Assyrer, Babylonier und Aramäer. Die Völkertafel ist aber im Wesentlichen geographisch orientiert (das Siedlungsgebiet der Semiten reicht von Westanatolien bis Persien und von Armenien bis zum Roten Meer), und die in ihr genannten Völker bilden keine geschlossene Gruppe im Sinne der Völkerkunde. Der Begriff ist daher ethnographisch untauglich und zudem durch seinen wertenden Missbrauch in Rassentheorien des 19. und 20. Jahrhunderts (Antisemitismus, Rassismus) diskreditiert; er kann nur sprachwissenschaftlich und eingeschränkt auf die semitischen Sprachen angewandt werden.
      (c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2005 (Eine Empfehlenswertes Lexikon)

      Antisemitismus der, Abneigung und Feindseligkeit gegenüber den Juden, auch (nationalistische) Bewegungen mit ausgeprägten judenfeindlichen Tendenzen; insofern irreführend, als nicht die Gesamtheit der semitischen Völker (z. B. auch Araber) gemeint ist.
      (c) Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2005 (Eine Empfehlenswertes Lexikon)

      Sie sehen das die Ausdrücke antisemitisch, Semiten, Antisemitismus völlig untauglich sind, um politisch und gesellschaftlich herzhaft und ehrlich zu diskutieren.

      Wen sie Lob oder Kritik üben wollen, über Christen, Zionisten, Israeli, Juden, Mosaische, Islamiten, Türken, Palästinenser, Ägypter, Saudis, Bayern, Preußen u. s. w. dann immer den korrekten Nenner, den sonst treffen sie viele die sie gar nicht treffen wollen, danke. Die Babylonische Sprachenverwirrung müsste uns Lehre genug sein, jetzt bitte nicht auch noch eine von Menschen gemachte Sinnverwirrung in die Welt setzen.

  2. Antonius Theiler geb. 1941 sagt:

    Ich sehe hinter Günter Grass den großen deutschen Dichter Gotthold Ephraim Lessing stehen, und sein schönstes Tiermärchen „Gott Jupiter und das Schaf“ mit der letzten Tinte von Grass interpretieren. Doch ihr hört nicht und lest nicht, ihr schneidet nur Kupons.

    Der Dichter Gotthold Ephraim Lessing wusste vom Staat Israel nichts.
    Gott Jupiter und das Schaf

    Ein Schafweibchen lebte in einer spärlich bewachsenen Gebirgsgegend. Es musste viel von anderen Tieren erleiden und war ständig auf der Flucht vor Feinden. Ein Adler kreiste oft über diesem Gebiet, und das Schafweibchen war gezwungen, immer wieder ihr kleines Schäfchen zu verstecken. Auch musste es Acht geben, dass der Wolf es nicht entdeckte, denn dieser strolchte auf dem dicht bebuschten Nachbarhügel herum. Außerdem war es wirklich ein Wunder, dass der Bär aus der waldigen Schlucht unter ihm es und sein Kind mit seinen riesigen Pranken noch nicht erwischt hatte.
    An einem Sonntag beschloss das Schaf, zum Himmelsgott zu wandern und ihn um Hilfe zu bitten. Demütig trat es vor Jupiter und schilderte ihm sein Leid. „Ich sehe wohl, mein frommes Geschöpf, dass ich dich allzu schutzlos geschaffen habe“, sprach der Gott freundlich, „darum will ich dir auch helfen. Aber du musst selber wählen, was für eine Waffe ich dir zu deiner Verteidigung geben soll. Willst du vielleicht, dass ich dein Gebiss mit scharfen Fang- und Reißzähnen ausrüste und deine Füße mit spitzen Krallen bewaffne?“
    Das Schaf schauderte. „O nein, gütiger Vater, ich möchte mit den wilden, mörderischen Raubtieren nichts gemein haben.“
    „Soll ich deinen Mund mit Giftwerkzeugen wappnen?“ Das Schaf wich bei dieser Vorstellung einen Schritt zurück. „Bitte nicht, gnädiger Herrscher, die Giftnattern werden ja überall so sehr gehasst.“
    „Nun, was willst du dann haben?“ fragte Jupiter geduldig. „Ich könnte Hörner auf deine Stirn pflanzen, würde dir das gefallen?“
    „Auch das bitte nicht“, wehrte das Schaf schüchtern ab, „mit meinem Gehörn könnte ich so streitsüchtig oder gewalttätig werden wie ein Bock.“
    „Mein liebes Schaf“, belehrte Jupiter sein sanftmütiges Geschöpf, „wenn du willst, dass andere dir keinen Schaden zufügen, so musst du Gezwungenerweise selber schaden können.“
    „Muss ich das?“ seufzte das Schaf und wurde nachdenklich. Nach einer Weile sagte es: „Gütiger Vater, lass mich doch lieber so sein, wie ich bin. Ich fürchte, dass ich die Waffen nicht nur zur Verteidigung gebrauchen würde, sondern dass mit der Kraft und den Waffen zugleich auch die Lust zum Angriff erwacht.“
    Jupiter warf einen liebevollen Blick auf das Schaf, und es trabte in das Gebirge zurück. Von dieser Stunde an klagte das Schaf nie mehr über sein Schicksal.

    Und die Moral von der Geschicht:

    Der Säbelzahntiger ist ausgestorben, viele Nattern stehen auf der Roten Liste, oder sind auch schon ausgestorben, und die Gehörne der Böcke sind beliebte Trophäen, aber Schafe gibt es immer noch.

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